Friedhof

Der Friedhof in Chronos wird von vielen Menschen besucht, da die meisten verstorbenen dort hinkommen. Auch wenn es im allgemeinen kein düsterer Ort ist, hängt immer ein Schleier von Trauer drüber. Es wird sich gut um alles gekümmert, wenn man aber tief reinläuft kann man einige schon sehr alte Gräber finden.

Spoiler:

<--- Blumenladen
Da er keinen guten Grund hatte abzulehnen ließ er Karan mitgehen, er hatte ihm nur mit einem schwachen Lächeln gesagt das etwas Gesellschaft gut wäre. Das Lächeln welches er sich aufgezwungen hatte zerbrach so schnell wieder wie es aufgetaucht war, er sah wirklich komplett am Boden zerstört aus. Selbst wenn man wüsste wie wenig ihn das betraf würde man ihm das wahrscheinlich für einen Moment glauben, jedenfalls bis man sich daran erinnern würde das er ja der eigentliche Mörder war. Auf dem Weg redete er nicht viel, starrte nur mit leeren Augen vor sich hin während er langsam lief. Auf der Beerdigung war er nicht, es war dann doch etwas wo die Familie eher sein sollte. Außerdem wusste er nicht ob er es aushalten würde ruhig zu bleiben und nicht zu lachen wenn er die ganzen am Boden zerstörten Gesichter dieser Menschen sehen würde, wie sie weinten wegen diesem verschollenen jungen Leben. Es machte Spaß sich das vorzustellen, hin und wieder. Am Friedhof angekommen legte er die Blumen auf das Grab, reichte dem Kater seinen Regenschirm, faltete die Hände und verbeugte sich. Seine Schultern bebten leicht, als würde er sich Mühe geben jegliche Gefühlsausbrüche zu kontrollieren. Möge sie im Frieden ruhen. Seine leise Stimme klang zerbrechlich, aber sanft.

Blumenladen <---
Karan lief neben dem Kater her, die Hände in den Jackentaschen. Es störte ihn nicht besonders, etwas nass zu werden, zumal er sowieso noch ein Stück unter den Regenschirm passte. Dass Naoki nicht auf ihrer Beerdigung gewesen war, wusste er, denn er war da. Am Grab nahm er den Regenschirm an sich, hielt ihn aber weiterhin über Naoki, während er dabei zusah, wie er ihrem Grab Ehre erweiste. Eigentlich wollte er danach dasselbe tun, aber er hatte ein ziemlich komisches Gefühl im Magen. Es fühlte sich an, als schaue sie ihn an, was natürlich nicht möglich war. Unbewusst fasste er mit der Hand erneut an den Zettel. Naoki? sprach er, erst nachdem der Kater fertig war. Einen Moment zögerte er, gab ihm dann den Regenschirm zurück und bat ihn, ihn auch ein Stück über sich zu halten. Nur damit der Zettel nicht nass wurde, den er aus der Innentasche seiner Jacke holte. Er war ein wenig geknickt, aber alles war deutlich lesbar. Das hatte ich vor einigen Wochen bei ihr gefunden. Ich dachte, du weißt vielleicht, was es bedeutet, aber ich bin bisher nicht dazu gekommen, dich zu fragen. Mit beiden Händen hielt er ihm das kleine Stück Papier hin. Zögerlich schaute er zu ihm hoch.

Naoki hatte seinen Blick gehoben und schaute verwirrt zu dem Zweifärber, der ihm einen kleinen Zettel zeigte. Es vergingen Sekunden die lediglich mit Stille gefühlt waren, aber seine gesamte Körperhaltung und die Luft um ihn herum änderte sich in dieser Zeit vollkommen. Seine leicht gebückte Haltung wurde gerade, der davor recht leere Ausdruck von ihm schien seltsamerweise voller Leben. Ein Leben das jeder andere abstoßen würde, aber für ihn der einzige Weg war um es zu genießen. Nach einer Weile holte er ein Handy raus, es war ziemlich alt, aber es war auch nur eines von vielen die er benutzte. Guten Abend, entschuldigen Sie die Störung, aber ich habe eine Beschwerde. 033 hat versagt, ich würde Sie bitten sich um ihn zu kümmern. Während er sprach hatte er ein gruselig scheinendes freundliches Lächeln, er sprach lauter und deutlicher, sah es anscheinend nicht mehr als nötig an mit der vorherigen Stimme zu sprechen. Beweg dich nicht. Er legte seine Hand an Karans Kinn, führte seinen Daumen leicht über seine Lippe und drückte sie ein wenig runter. Das Handy hielt er zwischen die beiden, hatte es laut genug gemacht damit beide hören konnten was da vorging. Es dauerte nicht lange bis man die verwirrte Stimme eines Mannes hörte, der mit der Zeit panischer und lauter wurde, anfing zu schreien und um sein Leben zu betteln. Bis man ein paar Schüsse hörte. Danach legte Naoki auf und steckte das Gerät wieder weg. Meine Güte, ihr macht den Leuten auch wirklich ärger. Ich habe ihm gesagt das er ihr Zimmer ordentlich durchsuchen soll und das passiert... ich würde mich an deiner Stelle schlecht fühlen, er musste sterben weil du einfach zu mir gekommen bist und mir den Zettel gezeigt hast. Amüsiert kicherte er, ehrlich gesagt fühlte er sich aber etwas panisch. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde eines seiner kleinen Geheimnisse aufgedeckt und er hatte keine Ahnung wie er sich fühlen sollte. Natürlich hatte er sich schon für den Notfall vorbereitet, aber letztendlich war es doch etwas überwältigend. Ansonsten, entschuldige die typische Frage, aber hast du keine Angst? Du findest einen Zettel von einem Mädchen das sich vor wenigen Wochen umgebracht hat, auf dem steht dass ich das getan habe. Und du kommst einfach mit mir zu einem Friedhof wenn es schon dunkel bist. Bist du eigentlich vollkommen verrückt? Kurz seufzte er noch, nahm dann seine Hände. Es war eigentlich eine ganz niedliche Sache, wenn es nicht gerade er wäre der es in dem Moment tat. Dachtest du irgendwie ich könnte dir nichts antun? Denkst du ich würde dich jetzt einfach verschwinden lassen? Der Kater würde ihm lieber selbst eine Kugel durch den Kopf jagen als ihn diesen Platz verlassen zu lassen. Egal wie niedlich er aussah, er wusste auch wie man jemanden genug verletzte um ihn nicht laufen zu lassen.

Karan wollte umgehend einen Schritt zurückweichen, aber er erstarrte als ihm angeordnet wurde, sich nicht zu bewegen. Mit den Augen verfolgte er die Bewegung der Hand, ohne seinen Kopf einen Millimeter zu drehen. Während dem Telefonat begannen ungehindert Tränen aus seinen Augen zu laufen, aber er zeigte keine Anzeichen von einem Zusammenbruch. Ab und zu schniefte er, damit nichts aus seiner Nase lief. Sein Blick hatte sich bis zum Schluss nicht von dem Handy abgewandt, aber als er auflegte schnappte sein Kopf in einer raschen Bewegung auf Augenhöhe. Sterben? Wegen.. mir? E-Er ist doch nicht wirklich..? Also stimmt es, was sie geschrieben hat. Aber wie..? Und warum? Karan schluckte und schaute wieder nach unten, drückte seine Augen zu um aufzuhören zu weinen. Auf seine Frage reagierte er zunächst nicht, doch dann schüttelte er langsam den Kopf. Sie hat Suizid begangen, jeder hat es gesehen. Es war überall in den Nachrichten. Ebenso langsam schaute er wieder hoch, mit ernsthaftem Interesse in den Augen, den Kopf etwas schief gelegt. Selbstmord und ermordet werden widerspricht sich. Überrascht blickte er zu ihren Händen. Um ehrlich zu sein, wusste er gar nicht recht, wohin er schauen sollte. Auf die Frage schüttelte erneut den Kopf, sogar ziemlich entschlossen wirkend. Du wirst mich jetzt auch umbringen, habe ich recht? Weil ich es weiß? Sein Blick wanderte vorsichtig zu ihrem Grab während er versuchte, seine Tränen zurückzuhalten. Mittlerweile hatte der Wind seine Kapuze schon von seinem Kopf geweht - er traute sich nicht, die Hände zu erheben und sie wieder aufzusetzen - und seine hellen Haare hingen in nun dunkleren, durchnässten Strähnen über seinen Augen.

Naoki starrte ihm für eine Weile direkt in die Augen, bis er anfing zu prusten und ihm die Kapuze wieder auf den Kopf zog. Du bist so süß, natürlich werde ich dich nicht umbringen. Lieber würde ich dich dafür belohnen, dass du mir so einen tollen Anblick gibst. Wie sich der Regen mit Tränen mischt ist wirklich wunderschön. Ihn zufrieden und mit einem freundlichen Lächeln anschauend bückte er sich um den Regenschirm aufzuheben, hielt ihn dann über die beiden und holte ein Stofftaschentuch raus um sanft sein Gesicht abzutrocknen. Tut mir Leid wenn ich dich erschreckt habe, ich bin nicht daran gewöhnt ehrlich zu sein. Das war aber irgendwie aufregend, meinst du nicht? Ein wenig erotisch. Grinsend schloss er die Augen, warum und wie zur Hölle er das erotisch fand erklärte er auch nicht. Es war ja nur ein Witz, größtenteils. Ich töte keine Menschen, nicht mit eigener Hand. Aber sagen wir es so... Er rückte ein wenig näher an ihn dran. ..wenn es für mich brenzelig wird, werde ich es auch selbst erledigen. Wenn ich mehr Zeit habe werde ich jemanden auf dich hetzen. Die dritte Option wäre... dass du still bleibst. Er drehte sich um, kennzeichnete ihm das er mit ihm laufen sollte und lief in Richtung Ausgang. Glaub nicht das ich es nicht mitkriegen werde wenn du selbst der alten Dame ein Wort flüstern würdest. Erstens würde dir niemand glauben, weil ich einfach Sato Naoki bin. Zweitens werde ich dich schneller ausschalten als du wegrennen kannst. Verschmitzt lächelnd legte er kurz seinen Finger auf die Lippen, die Handschuhe wirkten luxuriös und wehrten den Regen gut ab. Also dann, ich wohne hier in der Nähe, also werde ich den anderen Weg gehen. Nimm meinen Regenschirm, du hast sicherlich einen längeren Weg vor dir. Nimm zu Hause außerdem ein Bad, sonst erkältest du dich noch. Ah und- In einem eleganten Zug holte er das Handy von Karan aus seiner Jackentasche, wann er sich das geklaut hatte war auch ein Rätsel. Das behalte ich fürs erste. Ich bring es bald zurück. Bis dann. Dieser letzte Satz unterschied sich ein wenig von seiner Stimme davor, er sprach etwas tiefer und hatte ihm mit etwas leicht gefährlichem in den Augen angeschaut. Es war kein einfacher Abschied, es war praktisch ein versprechen. Wie nervig. Aber.. der Ausdruck in seinen Augen war ziemlich interessant.
---> Naoki's Haus

Karan atmete auf, aus irgendeinem Grund glaubte er ihm, dass er nicht umgebracht werden würde. Er wehrte sich nicht, dass sein Gesicht wieder von ihm geputzt wurde. Wie bei ihrer ersten Begegnung, daran erinnerte es ihn. Dort hatte er fast angefangen zu weinen, und nun tat er es auch. Er ging noch einmal mit seinem Ärmel über seine Augen während er den Kopf schüttelte. Im Gegensatz zu Naoki fand er es gar nicht aufregend, und schon gar nicht erotisch. Vielleicht lag es auch an ihm. Er beäugte den Kater noch kurz bevor er sich zu bewegen begann, immer ein kleines Stück hinter ihm. So schnell werde ich wohl niemandem etwas erzählen können. Dann.. Dann bleibe ich ruhig, bis mir etwas einfällt. So kann es nicht bleiben. Mit zitternder Hand nahm er den Regenschirm an sich, bedankte sich leise und schaute ihm nach, wie er ging. Warum er sich sein Handy geklaut hatte, war ihm ein Rätsel. Allzu sehr störte es ihn nicht, da er nichts verwerfliches darauf verbarg. Lediglich um die Nummern in seinen Kontakten machte er sich Sorgen. Als der Kater außer Sichtweite war sank er umgehend zu Boden, hockte wie ein kleines Paket mit den Händen auf den Augen neben dem Tor zum Friedhof. Der Regenschirm wurde ein paar Meter geweht. Entschuldigung, Sie haben ihren Regenschirm.. Ah, ist alles in Ordnung bei Ihnen?
Sind Sie verletzt? Kann ich Ihnen helfen? Eine Frau mittleren Alters hielt ihm besorgt den Schirm hin. Am liebsten würde er ihr sofort sagen was passiert war, sie würden zur Polizei gehen und alles wäre gelöst - aber er wusste, dass er das nicht konnte. So gut er konnte sammelte er sich, nahm dankend den Schirm wieder an sich und wank ab. Es ist jemand gestorben. Weiter nichts. Vielleicht war es etwas gruselig wie er mit gesenktem Kopf davonschwankte, aber er gab sich größte Mühe menschlich auszusehen.

---> Haus der Kobayashi