Yuki's Wohnung

Eine kleine Wohnung, wenig möbliert, gerade genug, um zu überleben. Er hat in den meisten Zimmern nicht einmal eine Deckenlampe. Das größte Zimmer der Wohnung, was einst das Wohnzimmer war, nutzt er nun für seine Arbeit. Da er dort mit seiner Familie gewohnt hat, gibt es noch beide Schlafzimmer und die Möbel der beiden Eltern.

Supermarkt <---

Yukimori schloss die Tür zu seiner Wohnung auf. Altes, fades Holz. Daraus war die Tür, danach roch es auch in der Wohnung. Nicht unangenehm, bloß alt. Etwas einsam, wie verlassen. Er begrüßte den vertrauten Geruch mit einem Seufzen, es war schon schön dunkel in seiner Wohnung. Er gähnte, als hätte ihn der kleine Ausflug schon so verausgabt. Wie ein Sack Reis ließ er sich auf einen Hocker nahe des offenen Fensters fallen um sich eine Zigarette anzuzünden. Er schaute auf die Uhr. Sie war stehengeblieben. Schon lange stand sie still um 4:37 morgens, es müssten nur Batterien gewechselt werden, aber wozu auch. Etwas unmotiviert setzte er sich hinter die Leinwand. Schon länger wusste er nicht recht, was er überhaupt malen sollte, und nach draußen um etwas abzumalen wollte er auch nicht. Er malte stets aus seinem Gedächtnis, deshalb vermied er es auch eher, Menschen zu malen. Natürlich gab es da das ein oder andere Portrait, sie standen an die Wände gelehnt zwischen anderen Bildern und leeren Leinwänden. Es war wirklich unordentlich, genau so würde man es sich wahrscheinlich vorstellen. Je kürzer die Zigarette wurde, desto vollständiger das Bild. Es ähnelte den anderen. Es war immer etwas dunkel, etwas traurig, so war sein Stil. Außerdem waren die meisten bunten Farben schon aufgebraucht. Er würde ja welche online bestellen, wenn er denn Internetzugang hätte.

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Seyeon machte sich vor der Tür noch kurz bereit, atmete tief ein und aus, machte sich Gedanken darüber was er sagen sollte und drückte dann vorsichtig die Klingel. Er wollte sich beeilen um die Stelle zu bekommen, falls der Mann noch in anderen Läden so einen kleinen Zettel aufgehangen hatte, deshalb war er direkt nach seinem zweiten Job zu dem Haus gegangen. Dazwischen war er kurz nach Hause gegangen und hatte sich etwas schicker angezogen, ein langärmeliges dunkelblaues Shirt, mit dünnen weißen Streifen, welches jedoch trotzdem so locker war, dass es ihm etwas von der Schulter abrutsche, und eine schwarze Hose. Seine Schuhe hatte er geputzt, was er bisher täglich tun musste, da sie an der Baustelle immer dreckig wurden. Geduldig wartete er an der Tür bis sie langsam geöffnet wurde, sofort fing er an breit zu lächeln. Schön Sie kennenzulernen, ich heiße Kim Seyeon. Er öffnete seine Augen wieder, wollte aber nicht starren, wie er es auch immer im Laden verhindern musste. Der Mann war hübsch, wie es jeder sofort bemerken würde, und es machte ihn irgendwie nervös. Dazu hatte er auch eine ganz andere Luft um sich, als die meisten, er schien leicht mysteriös und hatte etwas, was ihn älter scheinen ließ. Um seinen Blick von den blauen Augen loszureißen drückte er seine Augen wieder zu und sprach weiter. Ich wäre an der Stelle des Assistenten interessiert. Der kleine Zettel den er mitgenommen hatte holte er raus, er hatte natürlich darauf geachtet, ihn kein bisschen zu knicken. Doch es war ziemlich still zwischen den beiden, weswegen er schnell weitersprach. Wäre es in Ordnung, wenn ich reinkomme?

Yukimori drehte sich beim Geräusch der Türklingel abrupt um. Er warf die Zigarette aus dem Fenster und runzelte verwirrt die Stirn, wer sollte das sein? Der Hausmeister vielleicht? Jedoch stand dort alles andere als ein Hausmeister, als er die Tür öffnete. Nachdem sich der jüngere Man vorgestellt hatte nickte er etwas zur Begrüßung, verbeugen tat er sich seltenst, davon tat ihm bloß der Kopf weh. Was führt Sie zu mir, Mr. Kim? Er hatte sich mit der Schulter leicht an den Türrahmen gelehnt. Ein wenig fragend schaute er ihn an, den Kopf schief gelegt. Dann musterte er ihn von oben bis unten, wieder hinauf, und noch einmal. Vertrauensprobleme? Überhaupt nicht, bloß misstrauisch, dass jemand wie dieser Kim Seyeon für ihn arbeiten wollen würde. Ach, die Stelle! Richtig, kommen Sie rein. Tee? Kaffee? Wasser? bat er an. Ach, Tee habe ich gar nicht. murmelte er und stellte ihnen beiden eine Tasse mit etwas das wohl Kaffee sein sollte hin. Es sah nicht aus wie Kaffee und so schmecken tat es schon mal gar nicht. Er trank es trotzdem. Sie saßen sich im Wohnzimmer/Atelier gegenüber, Seyeon hatte er den Platz auf dem Sofa angeboten, seine Utensilien darauf hatte er einfach etwas zur Seite geschoben. Yukimori saß auf einem alten, ledernen Sessel. Flicken und Flecken zierten ihn, aber so übel sah er gar nicht aus. Sakagawa Yukimori mein Name. Wie Sie sehen, kann ich Ihnen keine Reichtümer anbieten, aber wie hören sich 450 Euro im Monat an? Arbeitszeiten sind variabel, machen Sie mir ein Angebot. Er trank von seinem Kaffee, wie scheußlich es schmeckte, bemerkte er schon gar nicht mehr.

Seyeon folgte dem Mann rein, behielt sein kleines Lächeln während er sich umschaute. Eine Wohnung dieser Art hatte er in dem Bezirk schon erwartet, doch es war doch sehr dunkel, er konnte die Zigaretten riechen, war nicht besonders angeekelt davon. Bei der Arbeit hatte er es sich selbst angewöhnt zu rauchen, viele sahen das bei ihm jedoch nicht gerne, weil er recht jung aussah. Dankeschön. Dankbar nickte er, als ihm das Getränk gereicht wurde. Er legte seine Lippen auf die Tasse, war wegen dem Geruch kurz verwundert und zuckte leicht zusammen als er anfing zu trinken. Das hatte ihn zumindest überrascht. Neugierig schaute er sich um, dieser Raum zeigte am meisten, dass er ein Künstler war und seine Arbeit sah ihm ähnlich. Bevor der andere anfing zu sprechen, drehte er seinen Kopf wieder zu ihm und schaute ihn aufmerksam an. Yukimori? Ein schöner Name, passt sehr zu Ihnen. Kurz nahm er einen weiteren Schluck von dem Kaffee, versuchte den Geschmack so gut zu ignorieren wie der andere es tat und überlegte. Ich arbeite Montag bis Samstag am Vormittag, also kann hier ab dem Nachmittag arbeiten, aber ich habe Dienstags und Sonntags frei, da wäre ich also den ganzen Tag lang verfügbar. Oder Sie wollen, dass ich nur zu einer bestimmten Zeit komme, da bin ich flexibel. Klingt das in Ordnung? Das erinnerte ihn aber daran, dass er nicht einmal wusste, was er tun müsste. Können Sie mir erklären, was für Aufgaben ich hätte? Fragte er, seine Augen zeigten, dass er ziemlich neugierig war, da er versuchte ernst zu sein wollte er das eigentlich vermeiden.

Yukimori nickte dankend, lächelte etwas, solche Komplimente hörte er nicht oft. Eigentlich hörte er sie nie. Vielleicht wirkte er daher etwas arrogant, aber ganz im Gegenteil, er war bloß schüchtern. Sie müssen nicht so höflich sein zu mir. Sein Sie ruhig ehrlich. Er fasste sich an den Kopf, nach seiner Brille suchend, um sie wieder auf seine Nase zu schieben. Seine fluffigen Haare sprangen sofort darunter hervor und standen von seinem Kopf ab, mit den Händen rückte er sie etwas zurecht. Montag bis Samstag, ja? Rasch stand er auf und lief hin und her auf der Suche nach Stift und Papier. Das müsste bei ihm ja überall herumliegen, könnte man denken. Einige Male stolperte er über ein und denselben Hocker bevor er sich mit den Schreibsachen wieder auf den Sessel fallen lies und etwas wie einen Wochenplan aufkritzelte. Erneut wischte er sich die Haare aus dem Gesicht. Ich will Ihnen ja nicht den den freien Tag klauen. Aber wenn Sie zumindest Dienstag könnten, wäre das schön. Dienstag den ganzen Tag und dann bis Freitag, den Rest haben Sie frei. Wäre das gut? Er schrieb das so in den Plan und zeigte es dem jungen Mann. Ah, Aufgaben, ja.. Also.. aufräumen. Hier müsste aufgeräumt werden. meinte er nachdem er sich ausgiebig umgesehen hatte. Dann gibt es meine Verkäufe, die gemanaged werden müssten und Einkäufe, die erledigt werden müssen. Es gibt einiges hier zu tun. Bekommen Sie das hin? Seinen Kaffee hatte er schon ausgetrunken, bat dem anderen auch noch etwas an. Einfach aus Höflichkeit.

Leicht beschämt drückte Seyeon die Augen zu, er folgte mit seinem Blick dem großen Mann, der dadurch, dass er so dünn war, nur noch größer wirkte. Obwohl er ziemlich düster schien, bemerkte er, dass er vielleicht noch eine andere Seite hatte. Mit einem Finger gegen die Lippen hielt er ein kichern zurück, während der Hellhaarige ein weiteres mal über den Hocker stolperte. Klingt gut! Enthusiastisch wie er war, wurde er etwas lauter, bemerkte das aber selber nicht wirklich. Er freute sich einfach Arbeit gefunden zu haben, die nicht so körperlich anstrengend schien. Fit wie er auch war, mit den Körpern von den anderen Arbeitern an der Baustelle, die mit Muskeln bepackt waren, konnte er sich nicht vergleichen. Dann kann ich Montags vielleicht noch Mona sehen. Dankend schüttelte er bei dem Angebot den Kopf und erhob sich, kam langsam auf ihn zu. Es ist ja schon spät, ich sollte nicht noch länger bleiben. Ich hoffe, wir werden gut miteinander auskommen! Grinsend streckte er ihm seine Hand aus, schüttelte die des anderen kurz und wollte schon das Haus verlassen, da drehte er sich nochmal um. Ich kann schon morgen anfangen, nicht? Und dann ging er los. Wie immer im schnellen Schritt, wie er es sich nunmal angewöhnt hatte, lief er nach Hause. Natürlich wollte er sich einfach früh ins Bett werfen, aber es gab auch einen anderen Grund warum er so schnell wieder ging. Er hatte Nachts in diesem Ort ziemlich Angst.
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Yukimori freute sich, dass es so schnell geklappt hatte, tatsächlich hatte er gedacht, da würden mehr Probleme auftreten. Vorallem wenn man erst einmal sah, was für ein Typ er war und wie er so lebte. Er stand ebenfalls auf und reichte seinem neuen Assistenten die Hand. Ah, richtig, dann können wir ja jetzt auch Du sagen. Ja, ja das hoffe ich auch. Er sprach recht ruhig, es wirkte gar nicht so, als dass er keine Ahnung hätte, wovon er redete. Einen Assistenten hatte er tatsächlich noch nie gehabt, aber er wirkte recht professionell wenn er so sprach. War bloß seine Aura. Ich bitte drum. antwortete er mit einem Lächeln und schloss die Tür hinter Seyeon. Sobald der Mann verschwunden war, legte er alles wieder an Ort und Stelle, wie es stand, bevor er besucht wurde. Irgendwie hatte er sich einfach so daran gewöhnt, dass es in seiner Wohnung kahl und etwas unordentlich war, dass er sich nicht vorstellen konnte, wie es sein würde, sobald jemand hier aufgeräumt hatte. Es war dunkel geworden. Genau die Zeit, in der er erst richtig wach wurde, sich hinter die Leinwand setzte, ein Glas billigen Rotwein schüttelte und eine Zigarette rauchte während er zum hundertsten Mal den Nachthimmel und beleuchtete Straßen malte. Er variierte immer mit dem Motiv, manchmal malte er berühmte Sehenswürdigkeiten, und wenn er gut gelaunt war auch mal bei Tag. Was auch immer er malte, es sah einfach realistisch aus, wie ein Foto. Abstraktes malte er nur im sehr betrunkenen Zustand - also gar nicht. Richtig betrunken hatte er sich seit mindestens einem Jahrzehnt nicht mehr, er fand es einfach reine Geldverschwendung.

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Seyeon lief in einem angenehm schnellen Tempo durch die Straßen, zumindest vergleichsweise, da er sonst viel schneller lief, und er nahm sich die Zeit die Umgebung ein wenig anzuschauen. Das es schön war könnte er nicht behaupten, er selbst hatte zwar keine unglaublich teure Wohnung, lebte aber in einem besseren Viertel. Wenn er sich vorstellte wie es dort aussehen musste, wenn die Sonne gerade mal am aufgehen war, die Stille über alles herrschte und jedes rütteln einen zum wegrennen anspornen könnte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Aber selbst ein so düsterer Ort hatte keine Chance gegen die kräftigste Sonne des Jahres, die alles zum leuchten und scheinen brachte. Sein breites lächeln reflektierte beinahe den Himmel, er war vor allem zufrieden damit, diesen Spaziergang machen zu können und auch mit dem Gedanken, sich mit jemandem anfreunden zu können. Das war natürlich Yukimori, an dessen Haus er kurz anhielt um sich etwas anzuschauen. An der Wand spross eine kleine Kamille einsam vor sich hin. Leicht auflachend kniete er sich nieder um sie anzuschauen. Ich hoffe du wirst hübsch wachsen. Dann erhob er sich um an die Tür zu gehen und zu klingeln, sein erster Arbeitstag begann und er hatte eine Überraschung mitgebracht, die er präsentierte sobald ihm die Tür geöffnet wurde. Ich hab Kuchen mitgebracht! Lautete seine Begrüßung. Mit kleinen Hüpfern folgte er dem Mann rein, machte es sich in dem ehemaligen Wohnzimmer gemütlich und öffnete die Packung. Die eigentliche Überraschung war erst dann zu sehen. 'Happy Birthday Timmy'. Tut mir leid.. deswegen. Es gab keinen anderen Kuchen mehr. Beschämt lachend legte er die Hand auf dem Hinterkopf ab. Auch wenn er das neue Hausmädchen/der Assistent war, musste er nicht sofort mit der Arbeit anfangen. Was hast du heute zu Mittag gegessen? Ich hab mir Brot zur Arbeit mitgenommen, heute hab ich sie etwas aufwendiger gemacht, damit ich gestärkt meine Arbeit anfange! Zu dem du hatte er sehr schnell gewechselt, ein Problem hatte er damit nicht, er bevorzugte es. Sowieso sprach er nicht mit ihm als wäre er sein Arbeitgeber, eher wie mit einem alten Freund, dabei kannten sie sich kaum. Das war einfach seine Art mit anderen umzugehen.