See

Ein See mit glasklarem Wasser, man kann selbst die Fische darin schwimmen sehen. Im Frühling fahren viele mit einem Ruderboot auf den See hinaus, da man von dort aus einen schönen Blick auf den Park und dessen Pflanzen hat.

Tsukiko drückte seinen Rücken etwas fester gegen die Rinde vom Baum an den er sich gelehnt hatte, sie war unangenehm warm, wie das Wetter sowieso für ihn war. Er hatte sich bis zum letzten Moment damit gesträubt, aber er trug zum ersten Mal seit Monaten draußen ein kurzärmliges Shirt. Wenn er auch noch etwas drüber hatte das seine Arme verdeckte. Außerdem trug er noch eine Sonnenbrille. Das er etwas zwielichtig wirken musste konnte er selbst nicht einmal leugnen, es lag aber vor allem daran das er gerade eine Gruppe von Leuten beobachtete. Unter ihnen war natürlich Suzumi, sonst hätte er ja keinen Grund da zu sein. Zwar wurde er eingeladen, aber er hielt seinen Abstand, ließ sich nicht sehen und blieb still. Um es kurz zu sagen, er stalkte seinen Freund und die Gruppe von Freunden. Von denen habe ich sowieso noch nie was gehört, warum sollte ich mit denen sitzen. Genervt fuhr er mit dem Fuß über das Gras, wegen der Bewegung flog ein Insekt davon. Er starrte dem kleinen Tier nach, schweifte mit dem Blick auf den See auf dem Pärchen mit den Ruderbooten fuhren und schloss letztendlich die Augen. In dem Moment wurden die Geräusche um ihn herum etwas deutlicher, die ganzen Tiere die dort herumlungerten, Katzen die lachten und herumliefen, leises Plätschern von Wasser. Das ist nicht normal, warum ist es im Frühling schon so warm. Mit einem leisen knurren richtete er sich auf, zog sich die dünne Jacke aus und wickelte sie sich locker um. Die Sonnenbrille schob er für einen Moment hoch, weil ihm darunter warum wurde. Das in so einer kurzen Zeit alles so schnell entwickeln konnte hatte er nicht erwartet. Bevor er es überhaupt merkte hatte sich eine kleine Menge Frauen um ihn versammelt. Verdammt. Ein wenig überfordert, weil er praktisch umzingelt war, und sich immernoch darum kümmern musste nicht von Suzumi entdeckt zu werden, suchte er nach einem Fluchtweg. Doch er konnte nichts tun außer immer mehr Aufmerksamkeit zu erregen.

Suzumi saß auf einer Decke, zusammen mit einigen, wenigen Leuten. Er schien sich ausgelassen mit ihnen zu unterhalten, da es nicht zu viele Menschen um ihn herum waren. Er genoss es, mal in anderer Gesellschaft zu sein. Im Gegensatz zu ihnen hatte er jedoch noch recht viel an, eine kurze Hose und ein normales, weißes T-Shirt. Eigentlich hatte er darüber einen Hoodie getragen, aber in der Sonne, in der sie saßen, war es dafür entschieden zu warm. Einige der Jungen hatten nicht einmal ein Shirt an, selbst die Mädchen trugen so wenig wie möglich. Eines hatte gerade Spaß damit, seine Haare zu binden. Auch wenn sie sich beschwerte, dass er sie vor einiger Zeit so kurz geschnitten hatte. Huh, was ist denn da los. Ist ja als wäre ein Star da. murmelte sie während sie auf die Ansammlung an Frauen sah. Jetzt machst du Witze, und wenn es am Ende einer ist? Findest du nicht, wir sollten mal nachschauen? schlug eine andere vor und stand bereits auf, sie würde sich sicher nicht davon abhalten lassen. Ebenso interessiert lief Suzumi mit ihnen mit, seine Ohren stellten sich rasch auf, als er den Namen hörte, den die Mädchen riefen. Er stand auf den Zehenspitzen und konnte schließlich die weißen Strähnen erhaschen. Tsukiko? Bist du das? Er schlängelte sich etwas durch die Frauen, die ihm sogar mehr oder weniger Platz machten, als sie merkten, dass er ihn wohl kennen musste. Das Grüppchen mit dem er hergekommen war stand tuschelnd im Hintergrund. Als er vor Tsukiko stand schaute er einmal zu ihnen zurück, dann wieder zu seinem Freund. Sein Blick tadelnder, enttäuschter Blick würde jeden sich unbequem fühlen lassen. Du hättest mir doch sagen können, wenn du noch kommen wolltest. Stattdessen versteckst du dich hier irgendwo, wenn ich das richtig sehe. Dass er jetzt noch den Kopf zur Seite legte und so fragend dreinschaute machte es sicher nicht weniger unangenehm für den anderen. Oder vertraust du mir nicht? Ist es das?

Tsukiko spürte wie er bei der ihm bekannten Stimme zusammenzuckte. Nervös aussehend drehte er sich um, verfluchte sich selbst etwas dafür nicht besser mit Hitze klarzukommen. Bei den ganzen Anschuldigungen flatterten seine Augenlider, er war geschockt und überrumpelt. Er stammelte einige unverständliche Silben bevor seine Augen schmaler wurden und er Suzumi wütend anschaute. Wirst du dich mal beruhigen? Anders als die Tage davor berührte er ihn sanft am Arm und zog ihn so mit sich, einfach mit dem Vertrauen, dass der Kater ihm folgen würde. Der simple Grund war, dass er nicht mehr so wütend war. Beziehungsweise konnte er sich selbst anlügen, dass es ihm gut ging. Das er nichts fühlte. Man lobe mich dafür, dass ich überhaupt hier bin. Stattdessen wird mir vorgeworfen, dass ich mich verstecke. Der junge Mann war eindeutig beleidigt, schaute ihm aber direkt in die Augen. Vielleicht traue ich dir ja, aber dieser Gruppe von Fremden in der immer noch meine Rivalin ist nicht. Was erwartest du überhaupt von mir. Mit kleinen Schritten war er näher an ihn rangegangen, auch wenn seine Augen Wut zeigten war seine Stimme noch recht sanft. Es war wohl keine bedrohliche Wut wie sie es sonst war, eher die niedliche Wut die Pärchen bei kleinen Streiten hatten. Außerdem.. habe ich meine Sonnencreme vergessen und ihr sitzt in der Sonne. Ich bin gerade erst gekommen und dann ist das passiert. Seine Wangen waren plötzlich rosig, er hatte die Hände auf den muskulösen Armen platziert, als wäre es ihm peinlich so viel Haut zu zeigen. Er hatte es noch nie wirklich erwähnt, aber mit einem Blick auf seine Arme, wobei Suzumi das nicht einmal mehr brauchen sollte, konnte man sehen wie blass er war und wie empfindlich seine Haut sein musste. Erst da bemerkte er, wie so einige Blicke auf die beiden gerichtet waren, was wahrscheinlich daran lag wie nah die beiden aneinander waren. Oh. Er ging erschrocken einen winzigen Schritt zurück, war nicht so ganz an die Situation gewöhnt.

Suzumi schien eingeschüchtert als Tsukiko so wütend wurde, mit beleidigt aufgeplusterten Wangen schlurfte er widerwillig hinter ihm her. Als sie stehen geblieben waren hielt er die Hände hinter dem Rücken und scharrte mit den Füßen auf dem Boden. Was soll ich denn denken, wenn du von einer Frauenmasse umzingelt hinter einem Baum stehst! Auf mich steht doch eh niemand, aber du wirst von jedem belagert. Der einzige der hier Rivalen hat, bin ich! entgegnete er mit einem Blick zurück zu den Leuten, aus denen sie kurz vorher geflüchtet waren. Ich erwarte, dass du mir Vertrauen entgegenbringst, Tsukiko. meinte er und schaute auf, noch immer den enttäuschten Blick in den Augen. Sein Blick folgte dem seines Freundes und er bemerkte, wie er aufgrund der Blicke auf ihnen einen Schritt zurückwich. Den Schritt trat er sofort wieder an ihn heran. Du schämst dich doch nicht etwa für mich? Noch einmal schaute er zu den Personen und stellte sich dann auf seine Zehenspitzen, und zusätzlich etwas auf Tsukikos Füße um an seine Lippen heranzukommen. Der Kater spürte die Handykameras in seinem Rücken, also hörte er so plötzlich wieder auf, wie er angefangen hatte. Diesmal war er es, der nach der Hand des anderen langte um ihn mit sich zu ziehen. Aber er hielt seine Hand wirklich und verhakte ihre Finger, so schwach wie er war konnte er ihn jedoch nicht wirklich selbst ziehen. Er schien immer noch beleidigt, aber es war niedlich, und eher gegen die Menschen die Tsukiko verfolgten gerichtet. Setz dich hin, ich will dich eincremen. Wie kannst du nur ohne Sonnencreme das Haus verlassen, Idiot. Suzumi saß so halb im Schneidersitz hinter ihm und verteilte dicke Schichten der Creme über beinahe dem ganzen Körper seines Freundes, die ihn nur noch bleicher aussehen ließen. Mit den Resten an seinen Händen rutschte er auf dem Hintern um ihn herum um es an seinem Gesicht abzuschmieren und, er konnte nicht anders, belustigt seine Wangen zu kneifen. Dann rutschte er zu seiner Tasche um einen Sonnenschirm, der eigentlich ein Regenschirm war, aber das war ihm egal solange er Tsukiko vor der Sonne schützte, herauszuholen und ihm in die Hand zu drücken. Jetzt kannst du nicht mehr sagen, es wäre meine Schuld, wenn du einen Sonnenbrand bekommst. Wo du schon hier bist, kannst du ja auch etwas die Sonne genießen, hehe. Er wusste, dass der Reinblüter solches Wetter nicht mochte, aber er hoffte, es etwas erträglich machen zu können.

Tsukiko hielt seine Augen kurz zugekniffen, er fand seine Worte anstrengend und atmete nicht besonders begeistert aus. Sagte der niedlichste Mann den es auf dieser Welt gibt. Wobei er sich nicht sicher war ob er sich die Blicke die von allen möglichen Leuten auf Suzumi gerichtet wurden nicht nur einbildete. Mindestens die Hälfte nicht, konnte er überzeugt verkünden. Wie ein Kind hatte er seine Wangen aufgeblasen und schaute von ihm weg. Es war nicht so als ob er ihm nicht vertrauen würde, aber er vertraute in dem Moment mehr einem blinden, alten Mann an seine Haare zu schneiden als Suzumi mit ein paar Leuten die er nicht kannte alleine zu lassen. Das würde er aber nur ungern zugeben, geschweige denn laut aussprechen. Noch immer mit roten Wangen blickte er ihn an, nicht nur das die Sonne erbarmungslos auf ihn runterknallte, er kam ihm immer näher und spürte so viele Blicke auf sich das ihm unter der Haut heiß wurde. ...Idiot? Leicht verdutzt murmelte er die an ihn gerichtete Beleidigung und ging mit ihm. Man, sie sind doch nicht mal weich oder so. Lächelnd rieb er sich die Wangen bevor ihm der Schirm in die Hand gedrückt wurde. Warum hast du sowas überhaupt dabei? Das er dankbar war, war wie er hoffte offensichtlich. Der Kater schien sich einigermaßen wohlzufühlen, zumindest wirkte er nicht so wie er es erwartet hatte. Gut, dass ich meine Haut als Lüge benutzen kann. Er hatte sich ein paar Früchte genommen und kaute auf ihnen rum, aus dem Augenwinkel beobachtete er jedoch eine Szene. Hanako hatte etwas genommen und wollte Suzumi damit füttern, bevor sie jedoch seinen Mund erreichte beugte er sich schnell rüber und aß es. Mhh, schmeckt etwas fad. Die Frau gab nicht auf und versuchte immer wieder ihn zu füttern, aber Tsukiko ließ sie kaum in die Nähe kommen und saß am Ende mit Hamsterbacken da weil er es nicht so schnell geschafft hatte alles zu essen. I kann nit schlukn-

Suzumi schüttelte widerwillig den Kopf und nahm sein Gesicht in die Hände. Und wie sie weich sind. Als würde ich einen Pfirsich kneifen. Er rieb die Wangen des Jüngeren und gab ihm erneut einen raschen Kuss, lächelte und setzte sich neben ihn. Ich hab das immer dabei, falls mein Idiot von super sonnen-empfindlichem Freund mal seine Sonnencreme vergisst. antwortete er witzelnd. Die Gruppe seiner Freunde hatte sich mittlerweile wieder zu ihnen gesetzt, bei Tsukiko zu sitzen konnte ja auch nicht jeder von sich behaupten, und er unterhielt sich etwas mit jemandem. Beide hatten ein kaltes Bier in der Hand, aber Suzumi hatte aus seinem noch nicht getrunken. Suzumi, du hast heute noch nicht gegessen! Nimm das! meinte plötzlich Hanako, die sich dicht zu ihm gesetzt hatte und mit einer Gabel vor seiner Nase herumfuchtelte. Er erschreckte sich und lehnte sich schnell zurück als Tsukiko sich über ihn beugte um an das Essen zu kommen, das sie ihm reichte, und er hatte kaum die Gelegenheit sich wieder aufrecht hinzusetzen. Schluck bevor du sprichst, sonst spuckst du mich noch voll. grummelte der Ältere und hielt ihm eine Hand vor den Mund. Vielleicht behandelte er ihn etwas wie ein Kleinkind, aber er klopfte ihm auch auf den Rücken und reichte ihm zum Schlucken etwas zu trinken. Immerhin versucht sie mich zu versorgen und schnappt nicht alles vor meiner Nase weg. meinte er noch und schaffte es endlich, auch etwas zu essen indem er mit einem Arm Tsukiko zurückhielt. Daraufhin warf Hanako Tsukiko einen triumphierenden Blick zu, warum sich die beiden so um seine Aufmerksamkeit stritten wollte er sowieso nicht hinterfragen. Ihr könntet ja wenigstens versuchen miteinander klar zu kommen. Oder zumindest so tun. Er schaute zwischen den beiden umher nachdem er einen Schluck aus seiner Flasche getrunken hatte und seufzte.

Tsukiko bohrte seine Nägel in seine Beine, spürte wie er langsam tiefe Kratzer auf seiner Haut hinterließ. Er hatte noch all das Essen in seinem Mund auf dem er kaute, irgendwie vorsichtig, als würde er auf etwas warten. So starrte er die beiden auch an, als wäre er auf der Lauer nahm er jedes einzelne Wort, jede Bewegung und jeden Blick wahr. Ein dunkles knurren entkam seiner Kehle nachdem er geschluckt hatte, genauso schnell wie das auftauchte verwandelte es sich in seine laute Stimme. Dann heirate sie doch endlich verdammt nochmal, anstatt sie Jahrelang sitzen zu lassen damit sie immernoch nicht versteht, dass ich ihre Position eingenommen habe! Seine Stimme war laut, er hatte angefangen zu schreien. Wann war das letzte mal das er geschrien hatte, bei seinem Streit mit Suzumi wahrscheinlich. Aber in der Öffentlichkeit, wann wurde ihm jemals sein Auftreten so egal das er schrie. Das war dann wohl an dem Tag, der ihm alles zerstörte und ihn rettete, wie er glaubte. Sein ganzer Hals schien sich sofort in Flammen zu entzünden, es schmerzte und das nur weil er einmal seine Stimme anhob. Das eiskalte Feuer welches in dem Moment in seinen Augen war verblasste langsam, wurde wieder zu der emotionslosen Leere die man normalerweise bei ihm vorfand. Ihm war schlecht. Mir reichts, ich verschwinde. Seine heisere Stimme war um einiges leiser. Er erhob sich sofort und fing an zu gehen, ohne sich nur einmal umzudrehen, ohne überhaupt auf sein Umfeld zu achten. Irgendwo, er wollte bloß irgendwo hin wo er sich die Kehle aufschneiden und schreien könnte ohne das ihn irgendjemand hören oder sehen würde, wenn er das wollen würde.
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Suzumi hatte sich gerade etwas zu Essen genommen, und zwar selber, als Tsukiko plötzlich seine Stimme erhob. Er hatte mit einer wütenden Reaktion gerechnet, aber nicht sowas. Der Ältere war zusammengezuckt und hatte alles fallen lassen. Als würde es ihm nichts ausmachen setze er sich auf die Knie um alles aufzusammeln und beiseite in eine Mülltüte zu packen, aber er wusste, dass er den Tränen nahe stand. In letzter Zeit stritten sie zu oft, fand er. In aller Ruhe packte er seine Sachen nachdem sein Freund aufgestanden war um zu gehen. Entschuldigt, dass das hier so endet. Ich hätte gar nicht kommen sollen. Seine verwirrten Freunde meinten, dass es nicht seine Schuld sei, und dass alles okay wäre und er doch bleiben könnte. Aber er verabschiedete sich mit einer raschen Verbeugung, einem Lächeln. Wir sehen uns in der Uni, nächste Woche. Dann sind Prüfungen, nicht vergessen! Sie fragten ihn dembezüglich auch, ob sie sich zum Lernen treffen könnten, aber seine Situation betrachtend sagte er zunächst nicht zu. Aber auch nicht ab, so hängen lassen wollte er sie nicht. Nachdem er ihnen den Rücken zugekehrt hatte und etwas entfernt war biss er sich besorgt auf die Lippe. Vielleicht habe ich falsch reagiert? Nicht Tsukiko, richtig? Seine Reaktion war verständlich, das würde doch jeder tun.. nicht wahr? Er wischte sich über die Augen, aber zu seiner Überraschung weinte er gar nicht. Auch wenn er sich sehr danach fühlte.

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